Die Pflückmaschine kommt ins Museum (2003).
Die Pflückmaschine kommt ins Museum (2003).

Die Hopfenpflückmaschine

Museums-Sachen – seit 20 Jahren (1)

Bitterstoff, Blog | Freitag 13.06.2025

Von Christoph Pinzl

Schon 1985 konnte der Museumsverein ein ganz besonderes Stück in seine Sammlung aufnehmen: eine „Hopfenpflückmaschine Wolf Typ I, 1962“ wie es im Eingangsblatt hieß. Vom äußersten Rand der Hallertau stammte sie, aus Eggersdorf im Landkreis Landshut. Als Dreingabe kamen auch zwei „Kirm“ (Pflückkörbe) und ein Bindegerät für Reisig ins Museum.

Die Typ I war eines der allerersten Pflückmaschinenmodelle, das die Fima Wolf in Geisenfeld herstellte. Wie anfangs üblich noch mit den sogenannten „Querbalken“ mit Klammern, in die man die Hopfenreben einhängte. Bis dahin gab es entweder unbezahlbare Riesenmaschinen, für die man eigene Hallen aufstellen musste oder die kompakt gebauten Maschinen aus Flandern, für deren Inbetriebnahme man anfangs am Besten auch noch gleich ein paar Monteure aus Belgien einfliegen ließ.

Konservatorisch nicht ganz optimal fiel die erste Unterbringung der Maschine aus.

Konservatorisch nicht ganz optimal fiel die erste Unterbringung der Maschine aus.

Als die Wolf Typ 1 1960 auf den Markt kam, rannte sie bei den Bauern offene Türen ein. Für die vielen kleinen und mittleren Betriebe, die bis dahin mit der Anschaffung einer Maschine gezögert hatten, erschien die neue Kompaktmaschine „Made in Germany“ als ideale Lösung. In kürzester Zeit konnte Wolf fast 500 Stück absetzen. Offizieller Kaufpreis: 16.500 DM. Zweifellos günstiger als die englischen und belgischen Monstermaschinen, aber immer noch der Gegenwert für eine Eigentumswohnung in München.

Unsere Maschine stammte aus einem längst stillgelegten Hopfenhof. Dort wurde 1985 schon lange kein Hopfen mehr geerntet, die Alternative zum Deutschen Hopfenmuseum hätte Eisenhändler geheißen. Dementsprechend wurde als Kaufpreis auch nur der bloße Schrottwert vereinbart. Landtechnik Karl Wallner aus Wolnzach organisierte die Abholung. Wie heute noch üblich stellte man die Maschine auf zwei stabile Transportachsen und fuhr sie wie einen Anhänger per Traktor nach Hause. Angesichts ihrer Länge von rund 5,00 m, einer Höhe von 3,60 m und einer Breite von 1,80 m war die 30 km lange Fahrt von Eggersdorf nach Wolnzach nicht unbedingt entspannend. In der damaligen Annahme, dass die Eröffnung des Museums ja nicht mehr lange auf sich warten ließ, stellte man die Pflückmaschine auf die Schnelle im Stadel eines Vereinsmitglieds in Niederlauterbach bei Wolnzach unter.

Bekanntlich kam dann alles ein bisschen anders als gedacht. Mitte der 1990er durfte die Maschine schon mal näher an ihren späteren Bestimmungsort umziehen, in eine halboffene Remise auf dem Gelände, auf dem heute die evangelische Kiche in Wolnzach steht. Immerhin überdacht.

So kam die Maschine nach Wolnzach: auf Transportachsen, gezogen vom Schlepper.
So kam die Maschine nach Wolnzach: auf Transportachsen, gezogen vom Schlepper.

So kam die Maschine nach Wolnzach: auf Transportachsen, gezogen vom Schlepper.

Als dann endlich Land in Sicht war und Anfang der 2000er die Planungen für das heutige Museum anliefen, wurde es noch einmal spannend. Unter das Museum sollte eine Tiefgarage kommen. Also war die Tragfähigkeit des Museumsbodens begrenzt. Folglich musste der Stellplatz für die Pflückmaschine mit einem besonders massiven Fundament ausgestattet sein. Was wiederum zur Folge hatte, das sehr früh festzulegen war, an welche Stelle im Museum sie hinkommt. Zur einer Zeit als das Raumkonzept für die Dauerausstellung nur in sehr groben Zügen feststand. Der Maschinen-Standort war also eine Art Schuss mit verbundenen Augen. Wenn man so will, musste sich die spätere Führungslinie der heutigen Dauerausstellung zuallererst nach dem Standplatz der Maschine ausrichten. Was schließlich auch gelang. Eine der vielen Glanztaten unseres Museumsgestalterteams.

Aber auch als diese Hürde genommen war, blieb es spannend. Irgendein kluger Kopf merkte nämlich zum Glück noch rechtzeitig, dass es mit der Wolf-Maschine anders laufen musste als beim Rest der Exponate. Die wie üblich erst nach dem Abzug der Bauarbeiter ins Museum kommen sollten. Dann wäre es aber für die Maschine längst zu spät, keine Museumstür wäre noch groß genug gewesen und die fest verbaute Museumstreppe hätte den Weg im Museum unüberwindbar verstellt. Also zog die Pflückmaschine noch während der Rohbauphase im Museum ein. Und zwar mitten durch die noch unverglaste Museumsfront, quasi durchs offene Fenster. Dann musste sie unter einer robusten Lastwagenplane geschützt noch Monate zwischen Betonmischern und Baukränen ausharren und hoffen, dass ihr kein schwerer Gegenstand einen konservatorisch bedenklichen Schaden zufügte. Schließlich wollte man die Maschine wieder in Aktion zeigen, während der normalen Öffnungszeiten. Betrieb im Betrieb. Auch hier ging alles gut.

Die Maschine zieht in ein anderes Depot um.
Die Maschine zieht in ein anderes Depot um.

Die Maschine zieht in ein anderes Depot um.

Dass die alte Maschine schließlich tatsächlich wieder in Schwung kam, dafür sorgte die Firma Wolf höchstpersönlich. Sie holte mit Xaver Kastl einen ihrer erfahrendsten Pflückmaschinen-Spezialisten noch einmal aus dem Ruhestand zurück und der sorgte im Museum mit viel Geschick dafür, dass bis heute die Maschine reibungslos ihren Dienst verrichtet. An sich hätte man einen Dokumentarfilm über die Arbeit von Kastl drehen müssen, wofür damals leider weder Zeit noch Geld übrig war. Man spürte an jeder Schraubendrehung die enorme Erfahrung des mit allen Wassern gewaschenen Monteurs, die er sich in unzähligen Wartungs- und Reparaturstunden bei den nervösen Hopfenbauern zur Erntezeit aneignen „durfte“.

Leider klappte unser Plan nicht, dass Besucher sich eigenständig die Maschine ein- und ausschalten konnten. Sie läuft nur während einer Führung, im Leerlauf natürlich, ohne Hopfenreben. Weil sie dabei aus heiterem Himmel einen enormen Krach produziert, ist das vermutlich auch besser so, damit sich unsere Museumsgäste nicht unnötig erschrecken.

Trotz der vielen offen laufenden Trommeln, Ketten, Bänder und Gitter war der TÜV so kulant, uns die Maschinenvorführung auch ohne Glasabdeckung oder ähnliches zu erlauben. Unseres Wissens nach die einzige Hopfenpflückmaschine des Marktführers Wolf Geisenfeld, die auf der Welt in einem Museum zu sehen ist. Da sind wir stolz drauf.

Da steht sie schließlich, die Maschine. Davor ist schon alles hergerichtet für den Hebauf (Richtfest). Der Kassenbereich fehlt noch vollständig.

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